Lyrics to Ich Het Czu Hannt
1. Ich het czu hannt geloket mir
ain falcken waidenleichen
das hat verloren all sein gir
und tuet sich von mir streichen
hiet ichs gepaist noch meinem muet
es wär als willd nye worden
das tet ich nicht und lies durch guet
darumb han ichs verloren
es ist mir worden ungeczäm das tut mir we in herczen
gar übel ich im des gan
es kund wol wennden smerczen
Ich hatte mir zur Hand gelockt einen schönen, edlen Falken; er hat die Lust zur Jagd verloren und streicht mir jetzt davon. Hätt ich ihn streng gebeizt, er wär nicht wild geworden. Das tat ich nicht und war zu gut, darum hab ich ihn verloren. Er ist nicht zahm geblieben, das tut mir weh; nie kann ich das verzeihen, er weiß den Schmerz zu heilen.
2. West ich sein strich ich volgt im nach
ob ich es möcht gewynnen
chain vederspil ich nye gesach
das sich tät mynner swingen
(es wust sein vart wie weit es gieng)
und hat sich doch verflogen
mit ainem trappen der es fieng
der hat mein fälklein betrogen hiet ichs gepaist ... Wüßt ich den Weg, ich folgte seinem Strich, möcht ihn zurückgewinnen. Nie sah ich einen Falken sich schöner schwingen, er wußt wie weit er fliegen sollt und hat sich doch verflogen zu einer Trappgans, die ihn fing; mein Fälklein hat sie mir verführt. Hätt ich ihn streng gebeizt ...
3. Nw traw ich allen waidgesellen
die habent mirs versprochen
das sy den trappen paissen wellen
pis das ich werd gerochen
fürbas ich mir stellen wil
allain nach edelm vederspil
das sich nicht tuet verfliegen
und kainen fürbas betriegen
hiet ichs gepaist ... Nun hoff ich, daß die Jagdgefährten, wie sie versprochen haben, die Trappgans weidwund hetzen, um mich dafür zu rächen. Jetzt stell ich nur noch Falken nach, die treu und edel sind, die sich niemals verfliegen und keinen Trug begehen. Hätt ich ihn streng gebeizt... T&M: Mönch von Salzburg (2.Hälfte 14. Jh.) Mondsee-Wiener Handschrift 1472, Wien nr. 2856
Wer verbirgt sich hinter dem Pseudonym "Mönch von Salzburg"? Mit Bestimmtheit läßt sich sagen, daß er, der bedeutendste ?Dichterkomponist" des deutschen Sprachraumes im 14. Jahrhundert, eine enormen Popularität besaß, denn in über 100 Handschriften sind seine 49 geistlichen und 57 weltlichen Lieder überliefert. War es ein Hofdichter des Salzburger Fürsterzbischofs Pilgrim II. oder gar der Herr Erzbischof selbst? Es wäre nur allzu verständlich, hätte dieser nicht unter eigenem Namen geschrieben, handeln doch einige seiner Lieder von der Liebe.
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