Jammerballade einer Klemptnersfrau Lyrics

Klaus Kinski

Non-album songs

Lyrics to Jammerballade einer Klemptnersfrau
Jetzt spitzt mal eure Ohren und hört zu,

was eine alte Frau euch zu erzählen hat,

bevor sie wie ein abgewelktes Blatt

dort unten fault, wo jeder seine Ruhe

und seinen Frieden finden wird, wenn er

nicht mehr die Beine heben kann.

Es sind schon mehr als hundert Jahre her,

daß ich geschlafen hab bei einem Mann.



Da war mein Haar noch nicht so grau, mein Kinn

noch nicht so spitz. Auf meine weiße Haut

fiel jeder Mann herein. Ich war nicht faul

mit meiner Gunst. Ich ritt auf manchem Gaul,

und habe manchem auch mein Hinterteil

gezeigt, den ich nicht leiden konnte, weil

er mir nicht reich genug erschien und stark.

Und bin doch reingefallen auf ein Aas,

das außer seinem Bart nur einen Quark

besaß und mir vom Brot die Butter fraß.

Ich werde heute noch ganz rot vor Scham,

daß er mich nur der Gelder wegen nahm.



Wie hat er mich herumgeboxt und schikaniert

und jede Tollheit mit mir ausprobiert.

Gerochen hat er wie im Pferdestall

ein Haufen Mist. Und wenn ich ihm den Mund

vor Ekel und in meiner Wut, ganz wund

gebissen habe, warf der grobe Hund

mich an die Wand wie einen Gummiball.

Jetzt hab ich selber kaum ein Brot, mich satt zu fressen

das werd ich ihm mein Lebtag nicht vergessen.



Er ist schon über dreißig Jahre tot

undl ieß mich hier zurück in meiner Not,

mit meiner welken Haut, im grauen Haar.

Wenn ich im Spiegel manchmal mein Gesicht

betrachte, denk ich oft: Das bist du nicht!

Und doch ist dies Gesicht so sonnenklar

mein Ebenbild ...



Von meiner Schönheit ist nicht eine Spur

mehr da, von meinen Brauen, wie der Sichelmond

so schön gewölbt, von meinen Augen, glutbewohnt,

und von der Perlenschnur der Zähne,

von meinen Lippen, feucht und feuerrot

wie die Korallen, die das Meer bespült,

von meinem Haar, das sich noch weicher fühlte

als Seidenzeug aus dem Chinesenland.



Von meiner Schultern hellem Elfenbein,

von meinem Hals, wie Schwanenflaum so weiß,

und dann die kleinen Brüste, mein

verliebtes Apfelpaar, so glühendheiß,

daß jeder Feuer fing, wenn er darüberging mit einem Kuss.

Dazu die schlanken Hüften und der Bauch

mit seiner kleinen Muschel da

im schwarzen Rosenstrauch?



... dahingewelkt wie ein Kartoffelfeld,

verrunzelt Stirn und Doppelkinn,

von Blatternarben bös entstellt

bis zu den abgegriffenen Brüsten hin.

Die hängen auf dem Lumpensack,

auf meinem grauen Bauch herum.

Ach Gott, wie hat das Männerpack

mich stumpf gemacht und wurzelkrumm.



Da kraucht man wie ein Wurm daher,

als wär der Buckel hundert Zentner schwer.

Und hockt am Ofen, starrt ins Feuerloch

und denkt an all das Böse auf der Welt,

und daß uns nun aus dem schweren Joch,

von diesen Hungertänzen um das bißchen Geld,

der Herr erlösen möchte ... Ja!

Wir armen Frauen, wozu sind wir noch da?
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