Lyrics to WÄNDE AUS ZEMENT
Ja

Träum' jede Woche immer von denselben Ecken
Plattenbau, vier Mauern aus Zement und meine Decke
Alles ist leise, doch die Wände könn'n sprechen
Die Geschichte immer gleich, ich soll die Wende nicht vergessen
Denn bei ihn'n laufen zwischen Schichtbeton und Eisengrau
Schnellе Schritte, wo man eine nеue Heimat braucht
Durchgangszimmer, zwölfter Stock, Schreibtisch Marke Eigenbau
An der Wand ein Bild von Opa vor 'nem Feigenbaum
Ja, hier hat jeder Träume eingetauscht, vielleicht hatt' ich deshalb Angst vor ihn'n?
Vielleicht konnt ich auch deshalb leichter Scheiße bau'n
Denn wenn's nichts Größeres als das hier gibt, was soll man dann verlier'n?
Zuhause meistens auf der Durchreise
Stimmung meiner Eltern trifft am ehesten wohl noch durchhalten, ruhig bleiben
Seit dem Fall der Mauer wussten sie auch, dass ein fester Glaube dich nicht vor 'nem Sturz halten
Mit 'nem Aufprall in 'nem Randbezirk, wo du mit Sicherheit kein Kanzler wirst
Wo 'ne Depression mit sechzehn und 'ne Straße voller Action, aber so was von ganz anders wirkt
Guck, Freunde finden war nicht schwer, sie zu behalten umso mehr
Entweder machte diese Gegend sie zu einem Arschloch, oder sie lebten halt nicht mehr, tzja
Vielleicht hätt ich drüber reden soll'n
Doch wann, wenn du andauernd überleben sollst?
Vielleicht hätt ich mehr Brüder überreden soll'n, dass sie die Scheiße, die wir deal'n, selber bloß nicht nehm'n soll'n, tzja
Was ein abgefucktes Chaos
Jetzt sitz' ich hier und rappe, aber damals an dem Bahnhof
Wo Dimi plötzlich farblos, da lag ohne Atmung
Mit Überdosis war ich mit der großen Fresse sprachlos, tzja
Wieder eine Story über Nahtod
Nicht so cool wie Fantasien von Bitches im Gallardo, hah?
Nicht so cool wie Filme schieben nach 'ner Staffel Narcos
Aber das ist meine Story und kein gottverdammtes Pathos
Ja, geschrieben in Beton mit deinem Fußabdruck
In Nike TNs vor dem dichtgemachten Jugendclub
Nach Alkoholvergiftung und den einmillionsten Wutausbruch
Will ich seh'n, wie du für diese Scheiße noch 'nen Zufall suchst
Verstehst du, warum wir so sind?
Ich Partylieder auch in fucking hundert Jahr'n nicht sing'
Ich scheiß' auf ihr'n Respekt, die versteh'n nie unser Ding
Schafft es einer von uns raus, halten sie Segel in den Wind, ja
Geb' kein'n Fick auf ihren angepassten Dreck
Eure Feuilleton-Interviews find' ich langsam frech
Diese Berlin-Ghettos-Touris sind im Winter alle weg
Erzähl'n wir nicht mehr unsre Storys, sag, wovon ihr dann noch rappt, hah
Fuck, jetzt, wo ihr wisst, woher ich bin
Welche Ängste mich begleiten, wie die Schmerzen von mir kling'n
Denkt ihr echt, ich geh' zurück und ich bin fertig mit dem Ding
Ich will die Krone für den Scheiß bis ich vom Erdboden verschwind', guck
Guck, ich hab' meine Ecke überlebt
Beats gemacht im Keller und dann Battle-Rap zersägt
Red' von auf der Bühne live und ohne Back-up auf der Stage
Wo für ein falsches Wort jemand mit Messer vor dir steht
Hah, kennst du des? Scheißegal, denn darum geht es nicht
Aber merk dir, ich mach' weiter, wenn es eklig wird
Merk dir, ich erkenn' von weitem, ob du ähnlich bist
Oder ob dein Image nur Erzählung'n sind
Guck, ich stand vor dreißig auf der Bühne, dann vor hundert, dann vor tausend
Seit dem Anfang selbe Brüder, keinen kannst du davon kaufen
Ja, habt Angst vor weißen Tüchern und dass Dinge nicht mehr laufen
Doch, ich schwör', dass ich nicht lüge, wenn ich sag': „Ich schließ' die Augen erst
Wenn meine Brüder endlich frei sind, wenn reden über Früher für mich leicht wird
Ich nicht mehr das Gefühl hab' jedem etwas zu beweisen, weil ich das Gefühl hab', dass wir hier zu klein sind“
Ja, nenn' es Komplex oder Trauma
Vielleicht geht's um Respekt oder ausnahmsweise doch darum, dass ich trotz all der Ängste zwischen den vier Wänden aus Zement einen Traum hab'
Wer weiß?

(It's RYCH season)